Förderverein für Industriegeschichte und Gartenkunst „Aus einem Guss“ e. V.
Das Dorf Vaethen, der Ursprung der heutigen Stadt Tangerhütte, bestand 1842 zum großen Teil aus nur einer Straße und hatte 245 Einwohner.
Einigermaßen bekannt war das Dorf durch seinen Reichtum an Raseneisenerz. Schon Jahrhunderte vorher haben die Einwohner der Region dies zur Verhüttung genutzt, aber erst der Hüttenbeamte
Friedrich Adolph Kayser hatte 1841 die Idee zu einer Investition größeren Umfangs in der Region. Die Magdeburger Kaufleute Wagenführer und Helmecke waren die Finanziers dieser Unternehmung. Im Jahr 1842 kauften sie bei Vaethen ein Grundstück von circa 42 Morgen, um dort eine Gießerei zu errichten. In dem Dorf Weißewarte wurde der Vertrag unterzeichnet und später in Sommerschenburg bekräftigt. Die Bedingung der preußischen Verwaltung war die Aufnahme der Produktion innerhalb von drei Jahren. Am 6. März 1844 erfolgte der erste Hochofenanstich.
Durch ein zukunftsorientiertes und innovatives Management entwickelte sich die hier im Volksmund genannte „Hütte“ zu einem weltbekannten Unternehmen. Ein überregional bekannter 12 h großer Landschaftspark im gemischten Stil der Lenné-Meyerschen Schule mit landschaftlichen Parkbereichen, zwei Villen, ein Mausoleum und nicht zuletzt ein Kunstgusspavillon, der 1889 auf der Weltausstellung in Paris mit einer Goldmedaille ausgezeichnet wurde, legen davon Zeugnis ab.
Der Förderverein für Industriegeschichte und Gartenkunst „Aus einem Guss“ e. V. wurde 2006 gegründet und machte mit großem und breitem Engagement auf sich aufmerksam. Leider brachen 2009 bis dahin erfolgreiche Kooperationen u. a. mit der Stadtverwaltung zusammen und das Vereinsleben kam fast zum Erliegen. Finanzielle Unterstützung für z. B. die Sanierung der Neuen Villa waren nur durch individuelle Aktionen möglich. Die Erben der ehemaligen Besitzer haben bis heute kein Interesse gezeigt, sich in Tangerhütte zu engagieren.
Die Industrieanlage ist heute in einem bedauernswerten Zustand. Durch nun jahrelange Inaktivität der kommunalen Gremien ist der Verfall immer
weiter fortgeschritten. Erst mit Andreas Brohm, Bürgermeister der Einheitsgemeinde Tangerhütte, trat eine Belebung ein, so dass der Verein seit 2015 wieder aktiv ist.
Zurzeit ist nur ein Teil der Anlage begehbar. Mit wenig Engagement könnte dies schnell geändert werden, so dass eine touristische Erschließung des gesamten Denkmalareals durchaus machbar ist. Dafür ist es unabdingbar, dass die kommunalen Akteure und der Verein auf Augenhöhe und im Sinne der Stadtentwicklung und des kulturellen Erbes und hier insbesondere der einmaligen Industriekultur handeln. Durch aktive Öffentlichkeitsarbeit ist es dem Verein gelungen, eine Zusammenarbeit mit der Universität in Magdeburg und dem Diesterweg-Gymnasium in Tangermünde aufzubauen. Wir haben für unsere Vereinsziele, unser kulturelles Erbe zu erhalten und mit Leben zu füllen, einen guten Rückhalt in der Bevölkerung. Das zeigen uns u.a. die vielen Spenden.
Unsere wichtigste Erfahrung ist die Erkenntnis, dass eine gute
Zusammenarbeit mit der kommunalen Verwaltung die Voraussetzung für das Erreichen unserer Ziele ist. Und wir brauchen gute Partner in der kommunalen Politik. Überall wo dies funktioniert, ist die Vereinsarbeit weitaus leichter.